Auf den Webseiten www.gutentag.cz gibt´s sehr interessante Ideen zu sehen. Das neue Projekt von Goethe-Institut Prag wird durchgeführt, um Deutsch durch Kontaktangebote, Seminare, Workshops, Ausstellungen usw. noch attraktiver zu machen. Über das Projekt, seine Aufgaben und Veranstaltungen sprachen wir mit Herrn Dr. Hans Simon-Pelanda, Referent Bildungskooperation Deutsch. Wir stellten ihm folgende Fragen.
Es ist klar, dass das Deutsch in letzten Jahren nicht so populär ist wie Englisch. Ihr Server möchte diese Situation ändern. Könnten Sie sagen, welche Projekte und auf welchen Weisen möchten Sie vorbereiten? Was ist eigentlich die Hauptaufgabe der Seiten? Könnten Sie konkreter sein? Ihre Definition der Aufgaben auf den Seiten ist ein bisschen allgemein.
Zunächst einmal richtet sich unser Hauptaugenmerk nicht darauf, Deutsch „populärer“ zu machen als Englisch. Das Englische wird weltweit als Kommunikationsmittel genutzt, in erster Linie zur Bewältigung von Alltagssituationen. Deutsch dagegen war – und sollte es auch in Zukunft sein – nicht nur, aber vor allem in Mittel- und Osteuropa eine von vielen beherrschte Regionalsprache, sowohl im Alltag der „Nachbarn“, wie auch auf den Feldern der Wissenschaft, der Künste und im Arbeitsleben. Diesen Stand zu sichern bzw. zurückzugewinnen ist unser Ziel. Die Frage lautet also weniger, wie Deutsch auf Kosten von Englisch gefördert werden soll, sondern wie beide Sprachen miteinander in einem Mehrsprachigkeitskonzept im Sinne des Europarats in Schulen und Hochschulen gelehrt und gelernt werden können.
Die Initiative gutentag.cz will ein Informations- und Serviceportal zur Deutschen Sprache werden, die Seiten befindet sich gerade erst im Aufbau. Zu den jetzt bereits vorhandenen Rubriken – Neuigkeiten, Kontakte, Veranstaltungen und andere -, die vor allem der Information dienen und dazu durch einen regelmäßigen Newsletter ergänzt sind, entstehem nun Seiten, die konkrete Hilfen zum Sprachenlernen für Lehrende und Schüler bereitstellen, Foren zum Austausch und spezielle Angebote zum Selbstlernen. Eine erste Seite dieser Art bieten wir mit der „Sprachhilfe Online“ an, auf der jeder Antwort auf seine Fragen zur deutschen Sprache – Grammatik, Rechtschrift usw. – bekommen soll.
Deutsche Sprache ist die Exportsprache Nummer 2 in Europa. Ich würde sagen, bei uns in Tschechien realisiert man viele Geschäfte gerade mit deutschen Partnern. Trotzdem möchten die Kaufleute nicht viel Deutsch sprechen, manche sagen, wenn man mit Deutschen Englisch spricht, fühlt man gleichwertiger als wenn man auf Deutsch spricht. Was sagen Sie dazu, meinen Sie – ist es wirklich so? Wo liegt, Ihrer Meinung nach, der Hund begraben?
Deutsch ist nicht nur eine der führenden Sprachen im Handel, in der Wirtschaft – gerade in der Tschechischen Republik bleibt sie die am meisten gesprochene Fremdsprache und spielt eine überragende Rolle in der Firmen- und Geschäftskommunikation. Die Verhältnisse zwischen „großen“ und „kleinen“ Ländern mit unterschiedlicher Wirtschaftskraft, in unserem Fall mit einer jahrhundertelangen, nie völlig konfliktfreien, im 20. Jahrhundert sogar schwer belasteten Beziehung, können nicht ohne gegenseitige Vorbehalte oder Unterstellungen bleiben. Es mag für manche ein Ausweg scheinen, in eine Sprache zu wechseln, die vordergründig keinen der Partner benachteiligt, die zugrunde liegenden Probleme werden dadurch nicht gelöst. Derzeit schlägt das Pendel im Sprachgebrauch – auch in Reaktion auf die letzten Jahrzehnte – zu sehr in Richtung Englisch aus, das ist zu verstehen; nur sollten beide Partner darauf achten, dass es sich wieder „richtig einpendelt“ und diesen Punkt gemeinsam bestimmen. Dass dabei auch die Frage des Tschechischen als Fremdsprache in Deutschland mitzubedeken sein wird, stellt für mich eine der Kernfragen dar.
Frau Sylvia Schroll-Machl sagt auf Ihren Seiten (www.schroll-machl.de), dass es viele Unterschiede zwischen Deutschen und Tschechen gibt. Aber wenn man diese Unterschiede richtig versteht, hat man keine Probleme mit deutsch-tschechischen Beziehungen und die Kooperation läuft ganz ohne Probleme. Bereiten Sie ein Seminar vor, das sich gerade mit den interkulturellen Unterschieden befassen würde?
Die Kulturstandards in verschiedenen, auch in historisch und räumlich so eng verknüpften Gesellschaften wie der deutschen und tschechischen, sollte man nicht als trennendes, sondern sich gegenseitig bereicherndes Element sehen. Auch durch interkuturelles Training wollen wir Unterschiede ausdrücklich nicht einebnen und zum Verschwinden bringen, sondern sie bewusst und damit benutzbar machen. Seminare mit diesem Inhalt finden eigentlich ständig statt, nicht immer mit dem explizit so benanntem Thema, aber das Interkulturelle findet sich als eine selbstverständliche Perspektive in unserer gesamtem Arbeit. Gerade ist ein viertes Modul zum „Training berufliche Kommunikation“ erschienen: „Erfolgreich in der interkultureöllen Kommunikation“
Was ist die Initiative Gutentag.cz? Wie kann man an Ihrem Projekt mitarbeiten?
Die gutentag.cz setzt die Kampagne „Deutschmobil“ aus dem letzten Jahr fort. Deutsch wird dabei als eine notwendige, dabei attraktive, moderne und auch nicht schwerer als andere zu lernende Sprache vorgestellt. Dies geschieht mit Ausstellungen im öffentlichen Raum – wie „Herzliche Grüße“ im Masarykovo Bahnhof – oder Publikumsveranstaltungen wir dem Comeniusfest auf der Sofin-Insel in Prag, bei Tagen der Deutschen Sprache in Schulen, bei Seminaren für Lehrern und so fort.
Wir haben alle Lehrer zur Mitarbeit eingeladen, die bisherigen Veranstaltungen haben meist in Zusammenarbeit mit Schulen oder Hoschschulen stattgefunden. Wir versenden Materialien an Lehrer und zum Verteilen an Interessierte, helfen beim Aufbau von Infotischen, der Organisation von Elternabenden und stellen Preise für Verlosungen zur Verfügung. Anfallende Kosten für öffentliche Veranstaltuneg können übernommen werden. Schüler und Studenten sind eingeladen, ihre Fortschritte beim Deutschlernen vorzuführen, um andere von der Notwendigkeit und vom damit verbundenen Spass Deutsch zu lernen, zu überzeugen. Allen Interessierten empfehle ich den Besuch der Webseiten, dort werden sie vielfältige Angebote und Hilfen zum Mitmachen finden.
Danke sehr für das Gespräch.